Der Werratalverein 1883 e.V. lud vom 11.08. bis 18.08.2029 zu einer Kultur-Fahrt in den Bayrischen Wald ein, die von dem bewährten Reiseveranstalter "Warias" organisiert und durch den Hauptkulturwart Reinhard v. Bodelschwingh begleitet wurde. Trotz einer geringen Teilnehmerzahl konnte die Reise ohne Mehrkosten und Programm-Einschränkungen ablaufen und war durch die relativ kleine Gruppe (17 Teilnehmer) sehr entspannt und persönlich.
Das Standquartier wurde in Röhrnbach, einem kleinen romantische Städtchen am Rande des Nationalsparks, aufgeschlagen. Das "Post-Hotel" war sehr komfortabel mit Schwimmbad und Wellness-Bereich und hervorragender Verpflegung (Halbpension).
Die Natur war natürlich ein großes Ziel und damit das ältesten deutsche Total-Schutzgebiet. Der 1970 gegründete Nationalpark "Bayerischer Wald" bildet zusammen mit den auf tschechicher Seite liegenden Teilen das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas. In dem insgesamt 900 qkm großen Gebiet mit Erhebungen bis zu 1.400 m findet seit fast 50 Jahren keinerlei forstliche Bewirtschaftung statt. Auch menschliche Siedlungen gibt es nicht mehr, ebenso nur wenige Verkehrsverbindungen (reine Waldwege) und einige Wanderwege , die zu den landschaftl. Höhepunkten des Gebietes führen. Alles andere ist "Sperrgebiet" mit strengem Betretungsverbot. Hier soll die Natur vollkommen frei unter dem Motto: "Natur - Natur sein lassen" sich entwickeln. Tatsächlich hat es hier in den vergangenen 50 Jahren ganz entscheidende Veränderungen gegeben. Riesige Nadelholz-Bestände sind durch Borkenkäferbefall und Stürme abgestorben. Durch Selbstverjüngung entstehen neue Wälder, die aber auch wieder mit hohen Fichtenanteilen erwachsen, allerding sehr stufig und lückig, -gemischt mit Vogelbeere , Aspen und Birken. Für die Buche ist das Klima durch die Höhenlage vielfach zu kalt. Wissenschaftliche Untersuchungen begleiten nicht nur die Waldentwicklung sonder auch intensiv die weitere Flora und Fauna in all ihren Einzelheiten.
Auch wir durften natürlich nicht mit unserm Bus hinein. Besuchten aber eines der beiden Nationalpark - Centren bei Falkenstein. dass mit sehr aufwendigen Ausstellungen und Einrichtungen einen guten Einblick in das Thema vermittelte. Mit einer kleinen Wanderungen in die Randgebiete und einem Spaziergang um den Arbersee, konnten wir doch auch die Vielfalt der Natur erleben.
Die wirtschaftliche Historie des Bayerischen Waldes beeindruckte uns an einem weiteren Tag.
Waldreichtum war früher eine Grundlage für den Betrieb einfacher Glas-Schmelzöfen. Dazu brauchte man sehr viel Holz als Energieträger zum Betreiben der Schmelzöfen und so sind bis vor 200 Jahren große Wälder für diesen Zweck abgeholzt worden. Später entwickelten sich um die Glasmacherdörfer Spiegelau, Frauenau und Zwiesel kleine Glas-Industrien, die leider in den letzten 30 Jahren aus wirtschaftlichen Gründen ihre Glasproduktion aufgeben mussten. Als großes Museum bis hin zu einem riesigen Supermarkt stellte sich uns die "Glaswelt" bei Arnsbruck da. Dort gab es alles rund um das Glas. Interessant war auch ein zugehöriger Park, wo Glas in Verbindung mit Pflanzen und dekorativen Ergänzungen für Haus und Garten gezeigt wurde. Bei der Burg Weißenstein bei Regen erlebten wir einen "Gläsernen Wald" mit künstlerischen Nachbildungen von Bäumen und Sträuchern aus farbigem Flach-Glas.
Den kulturellen Teil der Reise führte uns zu 3 bekannten Städten!
Passau, die "Dreiflüssestadt" (Donau, Ilz u. Inn) nahmen wir erst von oben von der "Veste Oberhaus" in Augenschein. Faszinierend war von dort der Zusammenfluss von Donau und Inn mit den ganz unterschiedlichen Wasserfarben, die Altstadt mit dem barocken Dom St. Stephan und die vielen Kreuzfahrt-Schiffe an den Anlegestellen zu sehen. Hautnah erlebten wir dann alles bei einer Stadtführung - vor allem die "Mengen" ausländischer Touristen und einem wunderbares Orgelkonzert in St. Stephan mit der größten Dom-Orgel der Welt! Eine 3 stündige Schifffahrt mit einem sehr aufwendig gestalteten Ausflugsschiff auf der "schönen blauen Donau" rundete diesen Tag ab.
Noch weiter Donau-Abwärts führte uns der Bus an einem anderen Tag nach Linz, dass schon in Ober-Österreich liegt. Wieder bekamen wir mit dem "City Express " eine gute Einführung in Geschichte und Stadt. Anschließend ging es auf eigene Faust zu den besonderen Höhepunkten: dem Marien-Dom und natürlich durfte auch "Linzer Torte" nicht fehlen ! Durch gesperrte Straßen entlang der Donau führte uns doch noch mal der Weg nach Passau zurück und zwar zu der oberhalb der Stadt liegenden Walfahrtskirche "Maria Hilf". Bemerkenswert war die riesige Anlage und auch die hinterlassenen Glaubens- und Dank-Bezeugungen der Pilger der letzten 100 Jahre.
Krummau, die böhmische Stadt an der Moldau (heute Tschechien) ist wirklich ein Besuch wert. Die zum Kulturwelterbe gehörige Stadt blieb in den letzen Kriegen unzerstört und hat ihren mittelalterlichen Scharm nicht verloren. Überragt wird sie durch das Schloss mit der dreigeschossigen Mantelbrücke hoch über der Moldau. Auch hier begleiteten uns - wie an allen Tagen - örtliche Gästeführer, die uns während der Busfahrten und an Ort und Stelle fundierte Erklärungen und Berichte zu Land und Leuten gaben und auch für unser allgemeines Wohl sorgten!
Neben Natur und Kultur war auch Geselligkeit angesagt! Eine Planwagenfahrt mit schweren "Kaltblütern" führte uns zu einer "bayerischen Brotzeit" auf einen sehr gepflegten Bauernhof . Das "Rittermahl" im Posthotel war nicht nur eine kulinarische, sondern auch eine musikalische bayerische Köstlichkeit!
Am 8. Tag lieferte der Bus nach einer staufreien Fahrt uns wieder in unseren Heimatorten sicher ab.
Bericht: Reinhard v. Bodelschwingh | Bilder: Karl-Heinz Schäfer, R. Rudolf-Kohl